Der vierte Lauf der ADAC Nürburgring Langstrecken-Serie war nichts für schwache Nerven. Das Samstagsrennen der ADAC 24h Nürburgring Qualifiers forderte bei teils starkem Regen in der Grünen Hölle Mensch und Material alles ab. Das Rennen führte über vier Stunden Distanz bis in die Dunkelheit hinein. Den Durchblick behielten Patric Niederhauser und Laurens Vanthoor, die im Porsche 911 GT3 R von Scherer Sport PHX als Sieger abgewinkt wurden. Der Vorsprung auf den zweitplatzierten Elfer von Manthey EMA mit Kévin Estre und Patrick Pilet betrug 2:29,403 Minuten. Mit Platz drei machte sich Fabian Schiller, der sich den Mercedes-AMG GT3 des Mercedes-AMG Team GetSpeed mit Luca Stolz und Maxime Martin teilte, ein schönes Geburtstagsgeschenk.
Bei noch trockenen Bedingungen am Samstagvormittag sicherte sich Estre mit ‚Grello‘ die Pole-Position. „Ich hatte eine freie Runde und keinen Verkehr. Das passiert auch nicht so oft auf der Nordschleife“, so der Routinier, der bereits eine Vorahnung hatte, wie sich das Wetter über den Tag entwickeln würde: „Ein bisschen Regen wäre nicht schlecht.“ Der Porsche-Werksfahrer sollte Recht behalten. Vor dem Start setzte Niederschlag ein und sorgte in der ersten Rennhälfte für zusätzliche Spannung. Eines der prominenten Opfer der Bedingungen war Julien Andlauer, der nach wenigen Runden in der Hohenrain-Schikane die Kontrolle über den Falken-Porsche verlor und in die Streckenbegrenzung einschlug.
Ein Profiteur der anspruchsvollen Bedingungen der ersten Rennstunde war Routinier Frank Stippler, der den Audi R8 LMS GT3 evo II von JUTA Racing von Position sechs aus gestartet bis an die Spitze des Feldes brachte. „Im stärker werdenden Regen hatte ich immer wieder Aquaplaning, sehr schnelle und ruppige digitale Haftungsabrisse. Das war schwer zu beherrschen“, gestand Stippler. „Dafür gab es erstaunlich wenige Zwischenfälle. Es war eine Aufgabe, überhaupt ins Ziel zu kommen.“ Am Ende belegte er zusammen mit ‚SELV‘, Elia Erhart und Alexey Veremenko Platz acht.
In der Schlussphase setzten sich die späteren Sieger an der Spitze des Feldes fest und Niederhauser ließ am Ende nichts mehr anbrennen. „Manchmal frage ich mich, was ich hier tue, anstatt einfach ein Wochenende gemütlich auf dem Sofa zu liegen“, grinste Vanthoor. „Es gibt keine schwierigeren Bedingungen im Motorsport. Beim Start hat man nichts gesehen, danach war es eine zeitlang okay, dann kam Aquaplaning. Komplett verrückt. Ich habe mir pro Runde drei bis vier Mal in die Hose gemacht, aber sonst war alles gut.“ Auch Estre hatte mit den Bedingungen zu kämpfen: „Jeder hat beim Start etwas probiert mit dem Reifendruck – und bei uns ging das nach hinten los. Im ersten, ganz kurzen, Stint hatten wir einfach den falschen Druck. Ich war chancenlos. Der zweite Abschnitt lief besser, ich konnte den GetSpeed-Mercedes-AMG überholen und die Lücke nach vorne ein wenig zufahren. Trotzdem war es sehr nass und wir hatten Aquaplaning. Man konnte nicht mal auf den Geraden voll fahren, weil man nichts gesehen hat und die Power auch nicht auf die Strecke bekam. Man hat heute wieder einmal gemerkt, dass die Grüne Hölle ihren Namen nicht ohne Grund trägt.“ Auch Martin, der als ausgemachter ‚Rainman‘ auf der Nordschleife gilt, zollte Respekt: „Es war heute sehr schwierig, die Reifen im Arbeitsfenster zu halten. Einige Autos waren richtig schnell, die scheinen besser damit zurechtzukommen. Ich hoffe, dass wir diese Bedingungen nicht beim 24h-Rennen haben.“
Hyundai Werksmannschaft fährt in die Top 10
Bei rutschiger Strecke spielte ein frontgetriebenes Fahrzeug seine Performance voll aus: Manuel Lauck, Marc Basseng, Mikel Azcona und Christer Jöns holten nicht nur den Klassensieg in der TCR-Klasse, sondern belegten im Ziel auch Rang neun im Gesamtklassement. „Das Wichtigste war heute, auf der Bahn zu bleiben“, sagte Jöns, der 2009 in der NLS-Meister wurde. Bei den Qualifiers feierte er sein Debüt auf dem Hyundai Elantra N TCR. „Ich bin heute morgen die ersten Runden im Trockenen gefahren und habe mich auf Anhieb wohlgefühlt. Im Rennen hatte auch ich dann mit Aquaplaning zu kämpfen, aber es gibt schon einige Punkte, die unseren Fronttriebler in die Karten spielen bei diesen Verhältnissen.“
Keine Änderungen an der Tabellenspitze
Eine außergewöhnliche Leistung zeigten die NLS-Tabellenführer. Im Porsche 911 GT3 Cup von Mühlner Motorsport dominierten Tim Scheerbarth und Arne Hoffmeister zusammen mit David Jahn die Klasse Cup 2. Auch die Zweitplatzierten gewannen jeweils ihre Klassen: Vorjahreschampion Sven Markert und Kevin Wambach, die den BMW M240i Racing des Adrenalin Motorsport Team Mainhattan Wheels in der VT2-RWD zusammen mit Adrian Rziczny pilotierten sowie Nick Wüstenhagen, Ranko Mijatovic und Tobias Wahl, die im BMW M4 GT4 von FK Performance Motorsport in der SP8T am Start waren.
Bereits morgen gehen die ADAC 24h Nürburgring Qualifiers in die zweite Runde. Am Sonntag ist das spektakuläre Top-Qualifying um 10:40 Uhr ein Highlight, bei dem alle GT3-Fahrzeuge im Einzelzeitfahren die Startplätze ausfahren. Das Rennen startet um 13 Uhr. Tageskarten sind für 25 Euro (Kinder bis einschließlich 12 Jahre kostenfrei) unter 24h-rennen.de und an den Tageskassen erhältlich. Damit geht es auf die geöffneten Tribünen am Grand-Prix-Kurs, in die exklusiven Zuschauerbereiche Brünnchen und Pflanzgarten sowie ins Fahrerlager und die Startaufstellung.