Wenn die DTM vom 6. bis 8. Juni in Zandvoort gastiert, schlagen die Herzen zweier Fahrer besonders hoch: Die beiden Lokalmatadore Morris Schuring (Manthey Junior Team) und Thierry Vermeulen (Emil Frey Racing) freuen sich auf ihr Heimspiel an der niederländischen Nordseeküste. Im Interview sprechen der Porsche-Youngster und der Ferrari-Fahrer über Kindheitserinnerungen an den Küstenkurs und Schlüsselstellen auf der Strecke. Außerdem verraten die beiden, welchen Einfluss Formel-1-Star Max Verstappen auf ihren Weg im Motorsport hatte.
Wie groß ist die Vorfreude auf das DTM-Wochenende in Zandvoort?
Vermeulen: Ich bin froh, dass Zandvoort auch dieses Jahr im Kalender der DTM steht und freue mich wahnsinnig darauf, alle Fans aus der Heimat zu sehen.
Schuring: Da ich inzwischen in Amsterdam lebe, ist Zandvoort sehr nah an meinem Zuhause. Es ist einfach schön, an einem DTM-Event die Familie und viele Freunde zu sehen. Außerdem passt mein orange-farbiges Auto natürlich perfekt. Ich bin mir sicher, dass es ein großartiges Wochenende wird.
Was für Kindheitserinnerungen verbindet ihr mit dem Circuit Zandvoort?
Vermeulen: Ich war früher öfter in Zandvoort, zum Beispiel als Max Verstappen beim Formel-3-Masters fuhr. Ich erinnere mich gut daran, dass sein Vater Jos damals ein paar Showruns gedreht hat. Das waren meine ersten Berührungspunkte mit der Strecke, die bis heute in guter Erinnerung habe.
Schuring: Als 13-Jähriger war ich bei der DTM in Zandvoort. Mein Vater kennt Philipp Eng von gemeinsamen Einsätzen auf der Nürburgring-Nordschleife und wir haben ihn damals besucht. Das war ziemlich cool! Zu der Zeit hatte ich selbst gerade mit dem Kartfahren angefangen.
Was sind die Schlüsselstellen in Zandvoort?
Vermeulen: Der mittlere Streckenabschnitt ist noch sehr alt, gerade dort kann man viel herausholen. Das ist aber auch ein Bereich, in dem schnell Fehler passieren können. Wenn du dich dort verschätzt, kann dich das dein ganzes Wochenende kosten. Deshalb ist es eine der entscheidenden Passagen, die man wirklich sauber erwischen muss.
Schuring: Ich finde besonders die Hugenholtzbocht im ersten Sektor spannend. So ein hohes Banking sieht man auf anderen Strecken kaum. Es ist ziemlich anspruchsvoll, dort die perfekte Linie zu fahren. Aber wenn es passt, kann man dort viel Zeit gutmachen. Auch die Scheivlak-Kurve ist beeindruckend. Du kommst mit hohem Tempo an, siehst zunächst nur den Himmel, weil es leicht bergauf geht – und dann wird es plötzlich richtig schnell. Du brauchst als Fahrer viel Mut, um die Kurve wirklich gut zu treffen.
Welche niederländischen Rennfahrer waren in der Kindheit eure Vorbilder?
Vermeulen: Es gibt viele Fahrer, die ich als Kind verfolgt habe. Max Verstappen hat mir auf meinem Karriereweg besonders geholfen. Er war schon früh sehr engagiert und ich finde es beeindruckend, wie intensiv er sich auch abseits der Formel 1 mit Motorsport beschäftigt. Für mich war Max immer jemand, zu dem ich aufgeschaut habe.
Schuring: Max Verstappen hat in den Niederlanden enorm viel für den Motorsport bewegt. Aber es gibt auch andere Fahrer, die mich inspiriert haben. Ich denke zum Beispiel an Larry ten Voorde, Jeroen Bleekemolen oder Jaap van Lagen. Es ist großartig zu sehen, wie stark der niederländische Motorsport geworden ist. Und es macht mich stolz, dass wir heute sowohl in der Formel 1 als auch in der DTM vertreten sind. Jetzt selbst als Niederländer in der DTM zu fahren, ist einfach ein besonderes Gefühl.
Formel-1-Star Max Verstappen fuhr zuletzt im Ferrari 296 GT3 von Emil Frey Racing auf dem Nürburgring – gab es im Vorfeld Tipps für den Weltmeister?
Vermeulen: Wir kennen uns schon lange, aber Max braucht keine Tipps von mir. In den letzten Jahren haben wir mit Emil Frey Racing viele gemeinsame Testtage absolviert, da hat sich eine enge Zusammenarbeit entwickelt. Max kennt den Ferrari extrem gut, ist viel gefahren und, wie man gesehen hat, richtig schnell.
Welche Tipps habt ihr für junge Motorsport-Talente?
Schuring: Sim-Racing ist sehr wichtig geworden. Für mich war es eine große Hilfe, besonders während der Corona-Pandemie. Als ich danach zum ersten Mal wieder ins Rennauto gestiegen bin, haben mir die Erfahrungen aus dem Simulator enorm geholfen. Aber am wichtigsten ist: Du solltest den Sport genießen und Spaß daran haben. Das ist für mich das Entscheidende.
Vermeulen: Man muss auch in jungen Jahren offen für Kritik sein, um die eigenen Schwächen zu erkennen. Je mehr du an dir arbeitest und versuchst, dich zu verbessern, desto stärker wirst du auf der Strecke. Mein Vater hat mir immer gesagt: Am Ende zählt die Rundenzeit – denn nur die bringt Punkte und Pokale.
Wie lautet die Zielsetzung fürs DTM-Heimspiel in Zandvoort?
Schuring: So erfolgreich wie möglich zu sein. Ein Podiumsplatz beim Heimrennen wäre etwas ganz Besonderes. Ich habe beim Formel-1-Wochenende in Zandvoort vor zwei Jahren das Rennen im Porsche Mobil 1 Supercup gewonnen. Das war ein überragendes Gefühl.
Vermeulen: Vergangenes Jahr habe ich das DTM-Podium in Zandvoort als Vierter nur knapp verpasst. Dieses Mal wollen wir als Team alles richtig machen und es unter die Top-Drei schaffen.
Foto: Gruppe C Photography